ars poetica (5)

Hugo von Hofmannsthal:

“Es führt von der Poesie kein direkter Weg ins Leben, aus dem Leben keiner in die Poesie. Das Wort als Träger eines Lebensinhaltes und das traumhafte Bruderwort, welches in einem Gedicht stehen kann, streben auseinander und schweben fremd aneinander vorüber, wie die beiden Eimer eines Brunnens. … Der Mutigste und Stärkste ist der, der seine Worte am freiesten zu stellen vermag; denn es ist nichts so schwer, wie sie aus festen, falschen Verbindungen zu lösen. Eine neue und kühne Verbindung von Worten ist das wundervollste Geschenk für die Seelen.”

 

Aus: Poesie und Leben (1896), Ars poetica. Hrsg. Beda Allemann, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1966, S. 12-14