Texte

D’ Schrann im Kobernaußerwald

Von Hans Hermandinger / Fotos: Alois Litzlbauer

Hausruck- und Kobernaußerwald sind zusammen mit 360 Quadratkilometern der größte Wirtschaftswald Österreichs und einer der größten Mitteleuropas. Bis 1779 hieß der Kobernaußerwald Hohnhart (nach Höhnhart) und gehörte, so wie das übrige Innviertel, zu Bayern. Nachdem der Wittelsbacher Churfürst Maximilian III 1777 kinderlos gestorben war, brach ein Erbfolgekrieg gegen Österreich aus. Im Frieden von Teschen (1779) wurde das Innviertel den Österreichern zugesprochen. Das Haus Habsburg verlegte die Verwaltung des Forstes von Höhnhart nach Kobernaußen (ein Weiler in Lohnsburg), damit erhielt der Wald seinen jetzigen Namen.
Viele alte Grenzsteine und Flurnamen erinnern an den einst umstrittenen Grenzverlauf, wie etwa “Streitforst” oder der “Landgraben” in Pöndorf. In Pöndorf ging die Grenze sogar mitten durch die Kirche, da gab es einen Eingang für die Landerischen und einen für die Bayern. Auf der höchsten Erhebung von Waldzell (726 m ü.d.M.) war ein historischer Handelsplatz, die Schranne. Ein Marterl erinnert an dieser abgelegenen Stelle noch daran. .
Stelzhamerbundmitglied Hans Hermandinger aus Waldzell berichtet über diesen Platz:

D’ Schrann                                  

Vor mehr åls zwoahundertdreißg Joahr,

wia s’ I’viertl nu boarisch woar,

woar auf dem höchstn Punkt vo ’Zell

a wichtige Zoll- und Handelsstell’.

Zwischn Zell und Redleitn war die Landesgrenz,

dö’s iatzt nur mehr ois Bezirksgrenz kennt’s.

S’ Königreich Bayern woar då herent

und d’ Gråfschåft Frankaburg då ent.

 

Da Handel mit Sålz håt machti g’blüaht,

vom Inn her ham s’ ös auffa g’führt

Dö Landerischn ham  für’s Sålz

an liabern zåhlt mit Troad und Hoiz.

 

Landwehrleut , so Grenzsoidåtn

woarn ständig a da Schrann herobn.

Ob mit Roß,  Wågn oder auf’n Füaßn,

wer umi wollt’, håt Maut zåhln müaßn.

 

Bei’n Tåg håt’s g’hoaßn: Maut verlanga,

ba da Nacht dagegn hams Schmuggla g’fanga

Schwärzer ham’s dö Schmuggla g’nennt

wegn dem Ruaß im Gsicht, dass koana kennt.

 

Da Churfürst Max am Boarnthron

hảt koan Erbn g’hảbt, koan Sohn;

wiara siebzehnsibmaziebzg is gstorbn

is a Erbfolgekriag ferti worn.

 

Siebzehnhundertneunasiebzg im Mai

war der Erdäpfelkriag vorbei,

weil da Friedn vo Teschen håt bestimmt,

daß’s I’viertl zu Österreich kimmt.

 

Wia d’ Maria Theresia dann is g’storm,

ham’s wieda af ins gspitzt, dö Boarn.

Scho ham’s neuli s’ Messa g’wetzt

und sogoar d’ Franzosn af ins g’hetzt.

 

Da Napoleon vo Frankreich drent

håt ins a poar Moi überrennt

und seinö oidn Freund, dö Boarn

han bei ins wieda gschafti worn.

 

Nåch achtzehnhundertzehn

is a der Spuk dann umi gwen.

Dö neue Währung woar da Gulden,

(ham åba eh nix g’håbt, wia Schulden).

 

Dö Grenzstation woar weg, vor ålln

hand dö Gebäude schnell verfålln.

Dö wås z’erscht han ois Schmuggla g’ganga

ham s’ Wildern oder s’ Raubm ang’fanga.

 

Da Räuberhauptmann Osterkorn

is in der Zeit berüchtigt worn.

Mit guat zwoanzg wuide Räubersgsoilln

håt er Bau(er)n und Fuhrleut überfålln.

 

Achtzehnhundertsechzg  hams’n dann g’fanga:

lebmslängli is er a’s Häfn ganga.

Es is’s ruahli wordn dann

då herobman an da Schrann.

 

An dem Plåtz ermahnt ins heit

nur mehr dös Taferl an dö Zeit,

wia s’ I’viertl nu boarisch woar

vor guating zwoahundertdreißg Joahr.

(Anm.: Zell = Kurzname für Waldzell)

 

 

.

21. September 2011     Österreichisch-russische Dichterfreundschaft

Der Stelzhamerbund widmet sich auch außergewöhnlichen Themen. Jüngstes Beispiel ist die spannende Auseinandersetzung mit slawischer Dichtung unserer Zeit. Schon zum zweiten Mal sind Gedichte des Linzer Autors und Bibliothekars Walter Osterkorn in der Moskauer Literaturzeitschrift “Planetenecho” (Эхо планеты) erschienen, diesmal in besonders interessanter Form:
Der Deutsch schreibende russische Autor Viktor Klykov (Foto: Klaus Huber) hat Osterkorns Lyrik nicht nur ins Russische übertragen, sondern beide Sprachen „gemixt“. Da viele gebildete Russen auch deutsch verstehen, ist dieses Experiment bestimmt sehr gut angekommen – wie bei uns Viktor Klykovs ungewöhnliches hochdeutsches Gedicht, das Walter Osterkorn in unsere Mundart übertragen hat:

BASILIKA MARIA TROST

Ba-si-LIK-aaa – BASILIKA!
Ma-ri-a trost – MARIA TROST!
Ma-Riii-ja – ih suach tro…tros…TROST
ba…roc-ko – Blick vom Pompösn.
Sää…sään-säänmess – Säänmess!
Säänmess? – Bach?
Ba…ba…bach! – ACH!
D’ Sää in mir woant.
Es gibt koan Trost.
A-V-E Ma-ri-a
Ma-ria MARIA
tröööö-st mih,
Ma-ria MARIA,
du TROST in mir.
In ihrer voin Würde
umgibts mih,
de BASILIKA,
dei’ BASILIKA,
Schutz deiner Schönheit.
Ih bin winzig,
gaunz winzig,
gaunz tiaf untn,
g-SICHTs-los.
A Stiagn zu dir,
de in HÜM-M-M-E…fiaht.
Stu…stuf…stufm
St…stia…stiagn.
Mei’ Gsicht wasch ih mit
Got…GOTT seine Tautropfm.
Ih säm bin gaunz untn,
steh da und fleh na an,
BEEET
bet’ eahm an.
Mei HERZ DONNERT
bis auffi zu eahm,
zum Herrgott…
ih faung aun zum geh, steig…
s Kreu…KREUZ wärmt mei Brust.
Mit jedm Schriatt,
mit jeda Stufm
wird mei HERZ wärmer.
Ih wisch meine Tränen ab,
Hüm…HÜMME
in de Wolkn,
Leere um mih uma.
WUNDN vo meiner Seel
STRANG-ULIE-RN mih.
wird da Hümme heller.
‘s Herz und mein Geist
trag ih zum Herrgott!
Des große Tor
vo da BASILIKA is zua,
es is nuh z bald.
Seitlich kumm ih endlich
in de riesige Kirchn.
Ih bin ehrfurchtsvoi und alloa.
durch de riesige Halle
zum AL-TA-R.

D’ Wäd schlaft,
NUR d MARIA IS MUNTER!

.

.

29. Oktober 2010     Russische Lyrik in oö. Mundart

Nicht im Aufbau und nicht im Wesen unterscheidet sich russische reimlose Lyrik von unserer.  Dabei war es für russische Dichterinnen und Dichter lange Zeit sehr schwierig und sogar riskant, sich damit zu befassen. Denn zur Sowjetzeit (1917–1991) wurde auch die Kunst staatlich kontrolliert, da waren freie, reimlose Verse nur sehr begrenzt zugelassen. Wenige Gedichte in freier Form wurden veröffentlicht, noch weniger übersetzt. Nicht nur politische Funktionäre, sogar systemkonforme Künstler wussten moderne Denkrichtungen zu verhindern.
Erst Mitte der neunziger Jahre konnte ein anderer Typ von Dichtern auftauchen. Einer von ihnen ist Viktor V. Klykov. Er war jahrelang im diplomatischen Dienst bei der UNIDO in Wien und 1998/99 auch in Algier beschäftigt.  Dort entstand sein Gedicht „Frau – Mirage“, das Klaus Huber übersetzt und Walter Osterkorn in unsere Mundart übertragen hat..

Damit gratuliert der Stelzhamerbund dem Autor herzlichst zum 70. Geburtstag.
Alles Gute, Viktor!
.

a Frau – a Erscheinung
Sie is wia a Windhauch
und wia a Wään.
D’ Sahara bewegt sih so leicht.
Sie is a Luftikus,
sie traut sih was.
D’ Sahara bewegt sih so leicht.
Sie is kloa,
doh brennhoaß.
D’ Sahara bewegt sih so leicht.
Sie kummt auf mih zua, ja!
Sie tanzt durch mih durch.
D’ Sahara riaht sih Tag und Nacht…
Und sie?  Ah sie is dahi, wia a Wään.

.

Anm.: Klykov verwendet im Titel die Begriffe „Frau” und „Mirage“. Das französische Wort mirage ist als Lehnwort ins Russische übernommen worden und bedeutet (u.a.) Trugbild, Fata Morgana. (KH)
.

Originaltext von Viktor V. Klykov in: Inspiration, Ausgewählte Gedichte 1976 – 2002, Verlag Letnij Sad (Sommergarten), Moskau – Sankt Petersburg 2003. ov.klykov@akado.ru

.
.

Kustos auf Dichterspuren

Von Freimut Rosenauer

Ein wunderschöner Herbsttag und ein Gustav-Mahler-Konzert im Festspielhaus luden uns ein, wieder einmal  Salzburg zu besuchen. Selbstverständlich nützt man als Kustos des Stelzhamermuseums die  freie Zeit, um Spuren des Volksdichters Franz Stelzhamer, der ja viele Jahre in Salzburg verbrachte, aufzusuchen und nachzuwandern.
Am Höhenweg vom Kloster Nonnberg hinüber nach Mülln, am Fuße der Festung entlang, kommt man an beeindruckenden Stadtaussichten vorbei (Stadtalm, Modernes Museum), von wo der Blick weit ins bayrische und österreichische Voralpenland fällt.
Kurz vor Mülln entdeckt man das Denkmal des Salzburger Volksdichters Sylvester Wagner, der mit Stelzhamer in engem Kontakt stand und ihm auch die spätere Unterkunft in Henndorf vermittelte.
Übrigens werden die Verse “…a frische Mass Bier mit an Foam an weißen, und heut gehma net hoam, bis uns aussi schmeißen”  im Volksgesang “A lustige Eicht” aus “Königin Not”  zwar meistens Stelzhamer zugeschrieben, sie stammen aber höchstwahrscheinlich von Wagner.
In der “Schlappgesellschaft”, einer Traditionskartenrunde im Augustiner Bräustübl, hatte jedes Mitglied ein Wappenbild an der Längsseite des Stüberls. Stelzhamers Wappenbild zeigt eine Lyra als Attribut der Dichter und Sänger, gekrönt mit acht goldenen Sternen.  Die erste Silbe des Namens symbolisiert ein Stock mit Querholz (Stelze), die zweite Silbe ein Hammer, obwohl er sich immer gegen diese Verdoppelung aussprach:

Stelzhamer schreib ich mit einem ‘m’,
das war den Leuten stets unbequem.
Und wie wenig sie gaben für’s Leben her,
im Namen bekam ich immer mehr.

 …………………………………………………………………………………………………………….

..: