Gedichte

So schrieb Anton Reidinger ”Es wird schon gleih dumper” 

Die Wortgarten-Ausgabe Advent/Winter 2013 veröffentlichte buchstabengetreu den Originaltext des beliebten Liedes “Es wird scho glei dumpa”, wie ihn sein Autor, der aus Krenglbach stammende Pfarrer Anton Reidinger, geschrieben hat.

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Es wird schon gleih dumper, es wird ja schon Nacht.

Drum kim i za Dir he, mein Heiland, af d Wacht;

will singer a Liedl mein Liebling den klain.

Du magst ja nöt schlafen, i hör Di nu wain.

Hei, hei! Hei, hei! Schlaf süeß, Du schöns Kind!

 

Vogieß ietzt, o Kinnerl! Dein Kumma, Dein Laid,

daß D dada mueßt leidn schon in Stall af da Haid.

Es ziern ja dö Engerl Dein Liegerstatt aus;

möcht schöna nöt sein – drin ön Kining sein Haus.

Hei, hei! Hei, hei! Schlaf süeß, Du liebs Kind.

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Schließ zue Deinö Aeugerl ön Rueh und ön Fried,

und gib ma zan Abschied Dein Sögn na grad mit.

Aft wird a mein Schlaferl a soringlos’s sein;

aft kan i mi ruehlö af s Niedalögn gfreun!

Hei, hei! Hei, hei! Schlaf süeß, Du schöns Kind.

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“neue mundart” im alten Schulhaus

Im Juni 2013 zogen sich Mitglieder der Gruppe “neue mundart” ins alte Schulhaus von Breitenau zurück, um dort, im Talkessel der Krummen Steyrling nahe Molln, aus sich herauszugehen. Walter Osterkorn schickte die Schreiberlinge in die Botanik, Auftrag war eine literarische Zeitreise in die Kindheit.
Beispiele der im Hintergebirge entstandenen Erinnerungen von Engelbert Lasinger, Walter Osterkorn, Hannes Decker und Reinhold Imböck:

Engelbert Lasinger:

Domois 

Wia d’ Zeit nuh
en Budafassl griaht wordn
und da Üwamuat
af de hechstn Bam kraxlt is,
da Schuiweg ban Hoamweg
doppelt so laung
und dreimoi so sche woa,
haum mih d’ Gummistüfen
durchs Joah trogn.

Wia ‘s Glühwürmchenliacht
en Gurknglasl gfaungt woa,
d’ Stern nuh ohne Sattelitn
auskemma san
und ‘s Kiahhiatn
de erschte Zigarettn ausghuascht hod,
haum mih d’ Gummistüfen
durchs Joah trogn.

Wia d’ Kerschn
min Hundskrüppi van Nochboan
zeiti wordn san,
d’ Eierschwammerl
nuh gleicht und ned gstroiht
und d’ Kornmandln mid de Heuschöwa
um d’ Herbstsunn graft haum,
haum mih d’ Gummistüfen
durchs Joah trogn.

Domois,
wia ‘d Zeit nuh fernsehlos
und Lausbuamgsichtad woa,
haum ma d’ Joah
en Gummistüfengressn gmessn.

 

Walter Osterkorn:

erinnerungen

i woaß nu guat
i hers nuh
wia d vögl zwitschad haum
und da eichlhäher krachzad
vorbeigflogn is
waun ma in woid
reiwa und schandarm gspüt haum
wia uns da baua vajagt hat
waun ma wengan vierbladdladn klee
in dreibladdladn zaumtret haum
wo uns da sauraumpfa s gsicht vazogn hat
waun ma üwa de bliahradn wiesn
mid an hunga hoamgrennt san
wo s ziadagras herhoidn hat miassn
ob mandl oda weiwö
und mia de blaal
vo de bliahradn blumen abzupft haum
damid ma wissn ob uns a dirndl gern hat
bevor ma hoamkemma san
und uns d muadda de grasgrean knia
in da badwaunn abgrüwet hat
de brennt haum wia a feia

 

Hannes Decker:

kinderdram 

woa d’schui fria aus
haumma auns hoamgeh
ned dengd!
mia haum oiweu wos ghobd,
wos ois boi z’brauchn woa:
a fetznlaberl
an tennisboin
oder irgendwos sunsd
haubdsoch es woa
so hoibwegs nur rund.
d’schuidoschn,
s’gwaund
woan ois torschdaungan super
und wiesn bein moakd
woas schtadion fia uns.
ih woa da gilmar,
meine freind woan
pelé, garrincha, ocwirk und so!
so samma a schtund
in boi nochigrennd.
maunchmoi a länga
doh meistns grod so
das vo da zeid her
guad passd hod!
das fias bluad
auf mein knia
d’schuibaunk ned schuid woa
heid woas ih:
mei muatta hots gwusd!-
Reinhold Imböck:

Oana vo viar

Nimma gwoilld, hoid passiad
megn – jå megn scho
kau ma nix sågn
owa nia rechd zoagd.-

Da letzte vo viar
oiweiö schau dicklad
owa a liaba Bua
iss na, iss na,
dass was wiad aus dia
und in da Schui daun
oiweiö da Fette gwen,
des Schweinchen Dick
de blade Sau

Owa dahoam – oana vo viar
im Kaumpf gengan Voda
und
servas de Madln
griass eich de Buam.

Oana vo viar
zu aana Zeid
wo de Hoar länga woan,
de Musi härta und laud
und ma aundas sei woilld
oafoch – weiö mas kinna håd.

Oana vo viar
de glogn haum fian aundan
und d’Foddsn gfaungd dafia
haum nia vüü kåd – aussa uns
und mehr håds ned braucht
weiö i bi a heid nu
oana vo viar.

.

Leopold-Wandl-Preis 2012

Hier veröffentlichen wir jene Gedichte, die beim Wettbewerb um den Leopold-Wandl-Preis 2012 von der Jury  - Franz Gumpenberger, Karl Hackl, Karlheinz Sandner, Hans Ratzesberger –  auf die ersten zehn Plätze gereiht wurden:

1. Platz: Gerti Felix, Eberschwang

Aufwind

Fliagt dein Seel net himmelweit,
stroaft am Bóm dein Sein.
Klopft da Zoaga Traurigkeit,
brennt dir Angst grad ein.

Gspürst in dir koan hoamligs Liad,
dös dein Stoanweg rundt,
findst koan Bruck, die drüberweist
übern Felsngrund,

brauchst an Wind, der drüberfahrt
übern staubign Schuah,
der dih aushebt, weitertragt,
auf a neuche Spur,

blast er dir ah rau entgegn,
gilt sein Kraft bald dir,
derfst dem leichtn Lüftl traun,
Windseel aus Papier!

 

2. Platz: Christine Kaltenböck, Sierning

Umgschaut

Solangs denga kann,
hats umgschaut,
zerst um d Gschwister,
dann um d Kinder
und d Ahnlkinder,
später um d Eltern,
um d Schwiegermuatta
und ihrn Mann.

Wias nachn Schlagl
nimma denga kann,
da haum sih
a paar Tag lang
ihre Kinder umgschaut,
um an Platz in Pflegeheim.

 

3. Platz: Hermann Hinterhölzl, Rohrbach

Und wieda anhebm den neia Tog
und offm sa(n) füa sei Freid
und offm sa(n) füa sei Müassn
und offm sa(n) füa seinö Übaraschunga
und offm sa(n) füa seinö Entteischunga
und offm sa(n) füa sein’ Schmerz.
Und wieda anhebm den neia Tog
und offm bleibm füa ’s Annehma
und füa ’s Gernhobm.

 

4. Platz: Hildegard Mair, Prambachkirchen

Vom Samentod zur Hungersnot

Der Ehrsam
hat seine Gene manipuliern lassn.

In Sparsam
hat der Überfluss ausgschwoabt.

Der Langsam
is der Zeit voraus.

Übern Heilsam
wachst ´s Unkraut.

In Empfindsam
hat´s ausgfreat.

Der Grausam
is braun wordn.

Der Aufmerksam
schlaft im Wohlstandssilo.

und in Handsam
ham d´Rabmviecha auspeckt.

Nur der Müahsam
geht ganz leicht auf
und wird allwei mehr.

 

5. Platz: Elisabeth Pollstätter, Neumarkt am Wallersee

Zeitnwandl

Gestern

Bauernland
soweit mar schaut
greane Wiesn
fruchtbare Felder

Im Gold vom zeitign Troad
Farbtupfn in Mohnrout
in Margritnweiss
und Kornbleameblau

Betn – um an Segn von obm
bittn – um a passats Weda
hoffn – auf a guate Ernte
dankn – fürs täglich Brot

Heut

wachsn dort
Autobahnen
Einkaufscenter
Industriegelände

Zwischen
Glas und Beton –
Reklameschilder
in Giftgelb
Grellrot
und Neonblau

Anbet’t
wird’s Kapital
g’hofft
aufs Wirtschaftswachstum
s’ Weda
bestimmt d’ Börse
und d’ Ernte
kimmt aus de
Billigproduktionsländer

 

6. Platz: Engelbert Lasinger, Linz

Zaumdraht

D’ Tag wern dirr,
moar und dirr.

‘s dinne Nochthemad
hängt af schwoche Schuitan,
vadeckt hoiwad
a zaumdrahts Gstö.

D’ Zeit is laa und dinn,
grod so
wia d’ Suppm am Nochttisch,
um de s’ söwa
nimma umiglaunga kaun.

D’ Tag wern moar und dirr,
schleichan sih kloastaad aussi –
und af da Palliativstö
wirds stü.

 

7. Platz: Edeltraud Wiesmayr, Vöcklabruck

sprachverwirrung
oder: wia derf i s sagn

er redt net vü,
a waun er si was
denkt, er sagt net vü.
drum woaß i net,
was er si denkt,
bis i bemerk:

waun i de kinda redn lass,
wia se si s dengan,
daunn dengan s glei
vü weniga
und redn,
was se si dengan.

drum lass i s redn
in eahnara art
und horch zua,
verwundat drüba,
wer olla redt und
was so mancha sagt.

und i staun,
dass des, was oft
a recht a stülla zun
sagn hat, vü mehra
greift, waun
er s nua sagt.

aba sagn, sagt er,
tuat er s netta, waun er so derf
wiar er s kau.
und kinna, sagt er,
tuat er s, wiar er s glernt hat,
dahoam hoit und so.

iaztz gspiat er si,
denk i ma, er redt in seina
sprach. a jeds wort lebt
und er taucht ein in
seine gedankn und
lassts zua.

mit fiaß und mit
händ redt er,
und sein blick
blitzt und donnert
in oam
was soit ma da net vastehn?

ja kind, red weita, denn
aus deina begeisterung
les i mehr aussa
ois tausend hoch
gstochene worte
sunst sagn.

 

8. Platz: Eveline Mateju, Puchenau

Fleckalteppich

a jeds Fleckal
woar amoi a Gaunz
vielleicht a fesch’s Dirndl
oda a Kindabettwäsch

in jedn Fleckal
steckt a weng a Sehnsucht
noch zaumghärn
a weng a Trauer
noch valorenem Glaunz
und a weng a Hoffnung
auf Harmonie

heit nennt se des
„Pätschwörkfamilie“

 

 

9. Platz: Franz Hagenberger, Wels

Tausnd Jahr

Du strebst
und planst und baust
du richst di ei
auf dera Wöd
als waas
fia tausnd Jahr
und waunst
di eigricht hast
fia tausnd Jahr
dassd glaubst
de Sunn
scheint jetz fia di –
daunn ziagt
vo heit auf muang
a kalta Nebl
üwa d Fäda her –
des woa daunn ois
und oiweu is a so.

 

 

10. Platz: Herbert Köppl, Freistadt

Wia d’ Schwalbm

A Nest hab ih baut
und dazua hab ih gschaut.

Bald woar ’s Nesterl voll
und ’s Kindergschroa toll.

Wa schen war die Zeit
voller Frohsinn und Freud.

Hiatzt is ’s Nesterl laar
und ’s Lebm fallt mar schwar.

Nach mir dann – wird’s sei(n),
ziahgt wer Anderer ei(n).

Kimmt mar grad a so vür:
Wia de Schwalbm – gehts ah mir!

 

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Sprachfärbungen als Hör-Erlebnis

Zum Jubiläum seines 130-jährigen Bestehens veranstaltete der Stelzhamerbund sein
2. Internationales Dichtertreffen „mundART 2012“. 44 Teilnehmer aus Österreich, Bayern und Südtirol sowie ein Gastautor aus Russland machten das Sprach-, Themen- und Genre-Gemisch zum kulturellen und gesellschaftlichen Ereignis.
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Die Mundart hat sich eingebrannt - Dichtertreffen in EURO-Stimmung

Eine Nachbetrachtung von Mundart- und Fußballfan Klaus Huber

Es war verblüffend einfach, sich in EURO-Stimmung zu versetzen. So ist es gelungen, im Kulturbetrieb der Schreibenden und Vortragenden eine Serie von Höhepunkten zu setzen. Ausgerechnet in den heißen Finaltagen der Fußball-Europameisterschaft
„EURO 2012“ zelebrierte der Stelzhamerbund sein 2. internationales Dichtertreffen
„mundART 2012“ in Linz.
Schon die Vorrunde verhieß Spannung, trafen doch mit Klykov – Huber – Osterkorn drei Spieler mit ausgeprägtem Ego aufeinander, jeder eigentlich selbst ein Sprachdribblanski mit Zug zum Tor. Einem gewieften Psychologen muss es gelungen sein, ihnen die Vorzüge mannschaftsdienlichen Ballabgebens beizubringen. Der Moskauer Lyriker Victor Klykov trug seine Gedichte in klangvoller russischer Sprache vor, Klaus Huber lieferte die deutsche Übersetzung, die Walter Osterkorn schließlich in oberösterreichische Mundart übertrug. Zur Freude der Zuhörer lief der Ball manchmal auch perfekt in die umgekehrte Richtung.

In der Hauptrunde wurde dann bereits das Aufwärmen eifrig beklatscht. Forum-Volkskultur-Präsident Herbert Scheiböck rühmte den Einsatz des Stelzhamerbundes für Mundart in der Schule. Der Linzer Vizebürgermeister Erich Watzl lieferte sich beim Schmäh-Gaberln mit dem Stelzhamerbund-Präsidenten ein Gaudimatch, das in dem Versprechen gipfelte, die städtische Subvention werde trotz Eurokrise nicht beschnitten. Treffsicher stellte sich der Linzer Landtagsabgeordnete Bernhard Baier als Mann mit Wurzeln im Salzkammergut vor. Auch wenn ihm daheim in St. Wolfgang beschieden wird, er sei schon ein richtiger Linzer („und das ist nicht positiv gemeint“), könnte er die Sprache seiner Kindheit nicht verleugnen. Die Mundart hat sich eingebrannt.

Dann liefen die Hauptakteure zur Hochform auf. Die Mann- und Frauschaften aus sechs österreichischen Bundesländern, Südtirol und Bayern bestachen durch gefinkeltes Wortspiel, überraschende Varianten, trickreichen Aufbau und knallhart gesetzte Pointen. Begleitet vom Applaus ihrer Anhänger setzten sie mit Geschick und Ausdauer erarbeitete Mittel ein, überrumpelten sogar eigene Mitspieler mit raffinierten Querpässen und scharfen Schüssen aus dem Stand, ohne Anlauf.
Ansatzlos traf etwa Leopold Schöllhuber aus Wilhering mit diesem Freistoß:

In der letztn Zeit geht er
oiwei mit ana Frau spaziern.
Was wird denn mit sein’ Hund sei?

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Zu den Leistungen beflügelte auch Organisator Walter Osterkorns Auswahl der Lese-Stadien. Nach dem prächtigen Rahmen des Kultur-Festsaals durfte sich in der zweiten Spielhälfte ein altes Weinkellergewölbe mit perfekter natürlicher Klimatisierung als Spielstätte bewähren. Auch die musikalischen Unterstützer der Fan-Gesänge, d’ Mühlviertler Okarinamusi und das fünfköpfige Anton-Schosser-Quartett aus Losenstein, passten sich dem hohen Niveau an.

Die Schlusszeremonie in der Stadtpfarrkirche, von den im Fußball wie beim Dichten erstklassigen Riedern als Mundartmesse gestaltet, machte dieses Dichtertreffen zur unvergesslichen Mundart-Euro.

Klaus Huber
mit besonders herzlichem Dank an Walter Osterkorn,
als Mundartdichter wie auch als Organisationschef
ein Freund klarer Worte!

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Im TV-Film “Das Eferdinger Landl” am 17. Juni 2012 in ORF 2 widmete Stelzhamerbund-Bezirksleiterin Hildegard Mair “ihrem” Bezirk diese Liebeserklärung:

sEferdinger Landl

Net überall
zoagt sih sLandl so vüseiti
wia da.

Net überall
verwachsn sGestern und sHeut so zeitlos
wia da.

Net überall
wuchert so vü blüarate Kultur
wia da.

Drum bin ih
net überall
sondern da.

Mit seinem berührenden Gedicht über einen Mühlviertler Altbauern, in dem er die Mühen eines Arbeitslebens unter schwierigsten Verhältnissen als Porträt eines Menschen “verdichtet”, vertrat Joschi Anzinger den Stelzhamerbund in Klaus Hubers TV-Doku über die oberösterreichischen Freilichtmuseen am Sonntag, 17. April 2011 in ORF 2:

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mühlviaddla oidbaua

woun a lochdd
griagdd sei xichdd
foina und fuachn
und gleichdd an umgoggaddn fäd

ea hod de drozzign augn
va an kind
des ned oid wean wü

sei gnagg und sei hois
hand a uschlinddige viechwoad

sei nosn is a findling
des hian
is aus granidd

seini hendd vazön gschichddn
van kliabm und van schlichddn
und van raggan und vazichddn

 

Und noch eine  von Joschi Anzingers Miniaturen über das bäuerliche Leben:

hof-schdeam

d kia houms vakafdd
waö des sachal is z uschlinddi

da hof
wiad zan ohdrogn

d sunbeng wogsdd ei
en de brennessln

und d mosddbianbam
drong umasunsdd

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.. .
16. LEOPOLD-WANDL-PREIS
 

Gedichte der Preisträger, vorgetragen am 25. September 2010 im Stadttheater Grein (Schreibweise und Zeichensetzung der AutorInnen originalgetreu beibehalten).
Auswählende Jury: Franz Gumpenberger, Karl Hackl, Karlheinz Sandner
.

1. Preis:
Silvia Rhom, St. Johann am Wimberg

D’LEBENSFREID

Bloßfuaßi iwa d’Wies geh,
en da Fruah
ban Greidlsuacha
firn Tee.

Gschpirn,
wia de dungön Schuitan
weit wern und da Puis
zan ziadan aufaungt.

S’Lem eisaung
wiara Regnbogn,
der doschded mit
ausbroate Orm.

Olle Tog wieda,
d’Lebnsfreid
owahem vo da
Gortnmaua.

Und bloßfuaßi mid ia
iwa d’Wies geh,
ban Greidlsuacha
firn Tee.

2. Preis:
Carmen Wurm, Nebelberg

ANSICHT

a schens haus is des
d’fassad’ owaputzt
so sauber is da
rasen g’stutzt

a schens haus is des
d’scheita g’schlicht
so ordentlich is da
garten g’richt

a schens haus is des
jeds bleamal bliaht
so frisch dass ma grad
s’fruahjahr g’spiat

hinter de dickn gardinen
vatrickan d’bleamöstöck
drin

.

3. Preis:
Elfriede Guttenbrunner, St. Oswald bei Freistadt

NED SO VÜI GRÜBLN!

Ned so vüi grübln,
ned so vüi sorgn.
Ned so vüi fiachtn,
was kemma kinnt, morgn.

Ned so vüi jammern,
ned so vüi klagn.
Ned so vüi schimpfm,
und ned glei verzagn.

Vüi mehr a Schneid zoagn,
geht’s krump oder ebm.
Vüi mehr a Freid habm
mit’n Dasein und Lebm!

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4. Preis:
Christine Kaltenböck, Sierning

AUSZEIT

Du magst dih selbm net,
han ih glaubt,
du magst mih nimma,
han ih glaubt,
du gehst alle aufm Geist,
han ih gsehgn.

Und dann erst han ih gsehgn –

Du hast dih verlorn,
tiaf in der Finstern,
siachst koa Liacht mehr,
suachst koa Liacht mehr,
hast s Lacha eingsperrt,
ganz weit drin vasteckt,

bist auf alle bes,
de a Gfühl zoagn kinnan,
daweil bittsd einwendi um Hülf,
woanst ohne Tränen,
bist verzweiflt und miad,
netta miad!

Nimm dar a Auszeit,
a Zeit fürs Suacha,
a Zeit fürs Findn
va deiner Seel!

Bitte, suachs und grabs aus,
für dih und für mih!

 

5. Preis:
LEOPOLD SCHÖLLHUBER, Wilhering

FRAU VA HEUT

D’Großmutter, damals Brautstrauß gfangt
und in an Joahr gheirat.

D’Mutter, damals Brautstrauß gfangt
und in an Joahr gheirat.

Sie, vorigs Joahr Brautstrauß gfangt,
in d’Biotonne ghaut und ledig bliebn.

Selbstbestimmt und umweltbewußt.

 .

6. Preis:
Herbert Köppl, Freistadt

A LEBM OHNE LIAB

A Lebm ohne Liab
is wia a Bam ohne Äst
A Lebm ohne Liab
bleibt a ewig laars Nest

A Lebm ohne Liab
is wia a trockena Brunn
A Lebm ohne Liab
gleicht da Welt ohne Sunn

A Lebm ohne Liab
is wia a Herd ohne Gschirr
A Lebm ohne Liab
“Stehts dafür?”

.

7. Preis:
Anton Halser, Deggendorf (Bayern)

A WUNDER

Wunder
Wunder, sagt er
Wunder gibt heut nimma, sagt er
scho lang nimmer
auf dera Wejt

höchstens
höchstens, sagt er
höchstens vialleicht dessej, sagt er
dass a se ojwej no draht
unsa wejt

und dass
und dass, sagt er
und dass s nach a jedn W
inta, sagt er
ojmoj wieda no
Frühling wird
auf unsana Wejt

des, sagt er
is ma heut no a Wunder

 

8. Preis:
Gertrud Lahnsteiner, Ebensee

MUASS DES SEIN?

Terror gibt’s und Katastrophn,
gnuag Frågn bleibn ållweil wieder offn,
mir geht des oanfåch nimmer ein,
da fråg i mih dånn: Muass des sein?

Streit und Elend san scho gnua,
Not kimmt oft nit z’weng dazua,
vü Leit kinnan sih nit gfrein,
då denk ih öfter: Muass des sein?

Krånkheitn und Übö kemman,
de oft Freid an Menschn nehman,
mit Seufzn fügt man sih dånn drein,
recht oft sinnier ih: Muass des sein?

Doh aus der Fråg werd ih nit schlau,
einwendig drin woaß ih genau,
nix im Lebn muass sein wia’s is,
lebn åber toan ma, des is gwiss.

Jeder soll, so denk ihn nåchher,
aus dem, wås is, des Beste måcha.
Wås möglich is, des änder ebn
und mit ållm åndern muasst hålt lebn!

 .

9. Preis:
Hermann Hinterhölzl, Rohrbach

KRAFT

Kraft zan Lebn dahebn,
wann ‘s nöt so geht,
wia ma ‘s gern hätt’,
- wann in da Zeit
koa Sinn, koa Freid und statt ‘n Glück
vü Traua is.

Muat füa d’ Plag’ oll’ Tag,
dö gwiss ah kimmt,
wann sunst oll’s stimmt,
dö ohnö fragn
da is und ‘tragn werdn muass a Zeit
- oft ganz alloan.

Liacht, das stü a Züh
füa morgn afmacht
nah oana Nacht
voll Bittakeit,
wann ‘s Gmüad afschreit und wann koa Trost
koa Zuaspruh hülft.

Ruah trotz Pei(n) und Schrei(n),
und an kloan’ S
chriatt,
dea schwa gmua wiad,
- und Weidageh(n);
‘s Lebn bleibt nöt steh(n), ob Glück, o Load,
oll’s hat sei(n) Zeit.

Kraft zan Lebn dahebn
oll’ Tag, oll’ Zeit,
und Glück und Freid,
vagält’sgott sagn,
um koan Sinn fragn, waö koana is,
wann ma koan gibt.

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10. Preis:
Joschi Anzinger, Linz

MADDINI

da mou reidd af an woiggnschümö
iwan schwoazzn novembahümö
d lufdd is zach und schwaa und feichdd
und des ewige schdeangwöb leichdd
af a schdüggö meina wäd
und da windhund winsld – bäd

i geh hoamzua auf da gossn
gfrei mi schou afs heaz ausrosddn
und ban raubfoung raugdds schou aua
waö de ködn liegdd auf da laua
i siag liachdd duachs fensdda scheina
des ma deidd – hiaz kim schou eina

wiafli siagi s gachdl schdeabm
rosn teich oiss liegdd en scheabm
d howagoas is lenxdd davou
drendd en keaschbam schreid a krou
rauhreif woxdd af fäd und wies
nedda s woaddn is ma gwies

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Die Erfolgsgeschichte des Leopold-Wandl-Preises
Seit Bestehen des Wettbewerbes wurden 3.328 Gedichte eingereicht.
Alle Sieger und die Titel ihrer Gedichte:

1989 Hans Ratzesberger Linz S’ Mittlmass
1990 Christine Tippelreiter Scheibbs A guade Nochd
1991 Anna Six Braunau I suach meine Grenzn
1992 Helmi Öhreneder-Fischer Wels Kindergebete
1993 Gregor Riegler Mauthausen Koa haltn mehr
1994 Hans Dieter Mairinger St. Georgen / Gusen Steam
1995 Hedwig Grininger Rohrbach Weit mehr sagn
1996 Romana Weixlbaumer Linz Koa Zeit
1997 Elfriede Grömer St. Pantaleon Erdbebm
1998 Gabi Bauer Pasching Wer möcht des nuh erbm
2000 Günther Lainer Linz searvas sepperl
2002 Hermann Hinterhölzl Rohrbach Auferstehung
2004 Edeltraud Wiesmayr Vöcklabruck schuidfrag
2006 Gregor Riegler Mauthausen Oillerseeln
2008 Christine Kaltenböck Sierning Entwurzelt
2010 Silvia Rhom St. Johann / Wimberg D’Lebensfreid

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Ferien und Urlaubsfahrten sind längst vorbei, geblieben sind Erinnerungen.
Die 14-jährige Jacqueline Wuster, Absolventin der Stelzhamerbund-Partnerschule
HS 24 Linz (Auhofschule), drückt das schöne Gefühl der Vorfreude aufs Heimkommen,
das wohl jeder Auslandsreisende kennt, prägnant und gefühlvoll so aus:

Waun i amoi fort bin,
gaunz weit von daham,
daun tram i vom Essn,
i tram vo de Bam
und bin ma ganz sicha
I wü wida ham.

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“mundART 2010″
Ausgewählte Gedichte, vorgetragen beim internationalen Dichtertreffen
des Stelzhamerbundes in Linz, 11.-13. Juni 2010
.

dichtr nennd sälta a blatt vors muul. si bruuchan s zum schriiba.
Anni Mathes, Bludesch (Vorarlberg)

 

Johanna Plessnitzer, Bad Aussee

Mei Lebm lang han i
Hoffnungen begrabm.
I gfrei mi direkt
auf d’ Auferstehung.

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Hildegard Mair, Prambachkirchen:

SOSANS
Gschichtn über Mauna
.
wann s’ bei an Chor san –  singan s’
wann s’ müad san –  lingan s’
wann ’s sie’s blaaht –  stingan s’
wann s’ an Grant ham –  spinnan s’
wann s’ zum Streitn is –  gwinnan s’
wann s’ podent san –  kinnan s’
wann s’ ned dicht san –  rinnan s’
wann s’ a Wut ham –  springan s’
wann s’ an Durscht ham –  tringan s’
und wann s’ koan ham –  tringan s’ ah

.

 

Hannes Decker, Linz:

LIANG

ih liag fosd nia
ih kau des ned
ih merk ma zweng!

.

Cilly Kaletsch, München:

FAMILIENLEBM

 Da Vatta hod a Handy,
Is oiwei erreichbar, aber ned do.
dMuatta sitzt vorm Fernseher,
is do, aber ned erreichbar. .
Da Bua spuit mi’m Gameboy,
Hod grod drei Gegner daschossn.

Anni Mathes, Bludesch (Vorarlberg)

renn tiar
hot s rentiar zum andra rentiar
bim rentiar-renna gseet

rentiart hot sis net

Hans Ratzesberger, Linz (aus “Bruckn zwischn Gestern und Morgn”):

GSUNDSCHRUMPFN

“Alls paletti”,
hat er gsagt,
“in mein Betrieb
rennt alls wia am Schnürl:
der Computer denkt für uns,
d’ Tschechn arbatn für uns,
de teuern Leut spar ma uns,
de unnedign Sozialzuckerl
schengan mar uns,
und en Betriebsrat,
den kaff mar uns.

Aber -
‘s Wochnendhäusl af Mallorca -
des leist mar uns!”

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Elfriede Guttenbrunner, St. Oswald bei Freistadt:

D’ MUTTERSPRACH’

Es is zan ärgern – wirkli woahr
ma is oft ganz frustriert
weil unsa Muttersprach’
a so verschandelt wird.

Fahrst mit’n Radl heutzutag
am Berg – durch Wald und Flur
des nennt ma nimma Radlfoahrn
na “Biken” sagns dazua.

A s’Renna wird hiazt anders gnennt
zu dem sagt ma halt “Joggen”
und mit zwoa Steckan wandern gehen
des hoaßt grad “Nordic Walken”.

Und rennan häufti Sommergäst
im Landl umadum
da red ma dann im Fachjargon
von an Touristenboom.

Ja “Kids” und “cool” und “megageil”
des Gredat macht oan schwach
haum d’Leit denn heut koa “Feeling” mehr
für unsa Muttersprach’?

Dichterrätsel (1)
Die richtige Lösung in unserem wochenlangem “Dichter-Ratespiel” lautet: Walter Osterkorn! Nur einer - Engelbert Lasinger - hat erkannt, wem wir das hier veröffentlichte Gedicht “Zaumhoidn” verdanken, ein Kleinod, in dem sich zeitlos gültige Gedanken und “neue” Schreibweise vereinen. Walter Osterkorn beweist mit diesem Gedicht, dass auch für die Vertreter der ”neuen mundart” Reim und Rhythmus wichtige Grundelemente dichterischen Ausdrucks bleiben.
 
 
 
 

 

Zaumhoidn

Waun s Zaumhoidn scho Probleme mocht,
da fähts daun hümeweit,
du siahgst koa Liacht mea, is nua Nocht,
des is a finstre Zeit.

Waun nix mea hüft, koa Zwing, koa Leim,
oiss foit scho ausanaund,
daun denkst da öfters, insgeheim,
geh, reich ma doh dei Haund.

Waun i des oamoi mocha mecht,
do sperrt si wos in mia,
i bin mein eignen Gligg a Knecht,
drum hängt hiatz oiss aun dia.

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Elisabeth Holl (zum 1. April):

A kurze Freid

Heit auf d’Nacht därfst kemma,
hats gsagt zu eahm,
obwoih s eahm eh net mögn hat. 
hat.
Da hat ar sih gfreit;
und hat gar net dran denkt,
dass heit da erschte Aprü is.
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