Franz-Hönig-Preis 2013

Mit ihrem Gedicht „Dickschädlat“ gewann Christine Kaltenböck aus Sierning den Franz-Hönig-Preis 2013, den der Stelzhamerbund und der Franz-Hönig-Kulturverein am 20. Oktober im Kremsmünsterer „Theater am Tötenhengst“ verliehen. Als Mitglied der Gruppe „neue mundart“ meist mit ungereimten Werken in freiem Rhythmus erfolgreich, bewies die Autorin ihre Vielseitigkeit nun mit dem Sieg im Wettbewerb für gereimte Mundartgedichte in der Tradition des Kremsmünsterer Volksdichters Franz Hönig (1867-1937).
Zweiter wurde der dichtende Bürgermeister von Gurten, Karl Pumberger-Kasper, mit seinem Gedicht „Dö gstörte Beicht“ in Innviertler Mundart.
Rang 3 ging an Elisabeth Pollstätter aus Neumarkt am Wallersee (Salzburg) mit „Wo anders is ’s anders“ in Flachgauer Mundart. Diese drei Gedichte lesen Sie unten auf dieser Seite. > Weitere Gedichte

Weitere Platzierungen unter den besten zehn (ohne Reihung):

  • Helene Winter (Peuerbach): „A zwidana Volksbrauch“
  • Brigitte Angleitner (Aurolzmünster): „Lebensgspui“
  • Pauline Lindner (Hohenzell): „Übersegn“
  • Karl Hackl (Bad Zell): „Mama-Taxi“
  • Engelbert Lasinger (Linz): „Almlebm“
  • Irmtraud Greifeneder-Itzinger (Asten): „Mei Musik“
  • Elfriede Guttenbrunner (St. Oswald bei Freistadt): „Der heilige Antonius“

> Bericht in den OÖ. Nachrichten, Medienpartner des Wettbewerbes

Wir danken der Jury des Franz-Hönig-Preises 2013 für ihre aufwändige, gewissenhafte Arbeit: Ernst Dobetsberger und Robert Schiffermüller (Franz-Hönig-Kulturverein Kremsmünster), Gertraud Felix und Walter Osterkorn (Stelzhamerbund).

Zum Namenspatron des Wettbewerbs:
Franz Hönig, am 24. Oktober 1867 in Ried geborener Innviertler, wurde zum einflussreichsten Mundartdichter des Traunviertels. Als vierjähriges Waisenkind von seinem Kremsmünsterer Onkel angenommen, wurde er zur prägenden Persönlichkeit und zum Langzeit-Bürgermeister von Kremsmünster, von 1909 bis zu seinem Tod am 27. Oktober 1937. Als Volksdichter nahm sich Franz Hönig schon an der Wende zum 20. Jahrhundert sozialer und zeitkritischer Themen an. Seine durchwegs unterhaltsamen Werke umfassen das große Spektrum von kurzen Gedichten bis zu balladenhaften Reimerzählungen. Ihm zu Ehren wird der Franz-Hönig-Preis künftig im Zwei-Jahres-Rhythmus vergeben.
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Rang 1: Christine Kaltenböck

DICKSCHÄDLAT

Ih bin a Zniachterl nebm dir,
derf mih mit dir net messn,
nebm deiner kimmt mar allweil vür,
ih kann mih glatt vergessn.

Du bist so guat, du bist so gscheit,
vül besser gehts fast nimmer,
ma siacht scho bald va aller Weit
am Kopf an Heilignschimmer.

Grad oans frag ih mih ab und zua,
zwegn was soll ih dir gleicha?
Ih kann net geh mit deine Schuah,
des Zül wirst net erreicha.

Rennt ah de ganze Welt verkehrt,
ih werd s net umdrahn kinna,
doh was mih druckt und d Seel beschwert,
lass ih durch d Feder rinna.

Mag sei, des is für dih net gnua,
mag sei, ih lieg danebm –
grad deswegn steh ih voll dazua,
leb mei und net dei Lebm.

A Zniachterl bleib ih, aber mei,
des kann mih net verdriaßn,
ih wüll ja nuh koa Engl sei –
dei Zniachterl lasst sche griaßn!

 

Rang 2: Karl Pumberger-Kasper

DÖ GSTÖRTE BEICHT

Dös nächst, ih kanns selbm nöt vosteh,
da plangt mi gar um ’s Beichtngeh.
Mein Gwissen war a weng belast,
ih geh an Beichtstuih ein ganz gfasst,
und sag da drinn mei Gsetzl auf,
dös Sündnhersagn nimmt sein Lauf.
Es is nöt leicht zon duri finden
durchs Labyrinth der Jahressündn.
Da Pfarrer moants recht guat mit mir,
er hat Verständnis, kimmt ma via,
ois wissat er dös mehra eh,
und dann auf d’Letzt, dass ih’s vohsteh,
erklärt a mar, was Beicht bedeit,
da hat auf amoi ’s Handy gleit.
Mei Handy, geh is mir dös z’bled,
vergiss ih, dass is ausgschalt hätt.
I moa, dass heitweit lauter tuat,
d’Akustik is an Beichtstuih guat.
Schnell greif ih a mein Hosnsack,
da Beichtstuih eng, dös is a Plag,
bis ih dös schreiat Handy da
mit Müah und Not dann ausgschalt ha.
Da Pfarrer schaut mi finster an,
sofern ma dös da feststoin ka,
und fahrt mit seiner Lehr’ iatzt fort:
„Mein Sohn“, sagt a, „a ernstes Wort“,
und redt ma dann ganz streng as Gwissn,
ih müassat, moant a, scho oans wissen,
es is dö Hoffart, dö oan leit’,
bis hin zur Überheblichkeit,
wann oana moant und buidt so ein,
ma muass oiwei erreichbar sein.
Dö Demut wae’s und dös Vosteh,
es muass a ohne Handy geh!
A Handybuaß gibt a ma auf:
„Vozicht a Wocha oafach drauf“,
macht’s Kreuz und d’Absolution:
„In Frieden geh nun hin, mein Sohn!“
A ih mach ’s Kreuz und dank eahm schö
und denk ma untern aussi geh,
dö Buaß is hart, mi ärgerts scho,
do was soidst toa, ma nimmts hoid an,
bevor ma wegn der Wocha streit’t.
Da hat bein Pfarrer ’s Handy gleit.

 

Rang 3: Elisabeth Pollstätter

WO ANDERS IS ‘S ANDERS  

Mir kaufn und kaufn
und schmeissn ‘s dann weg,
wo anders sterbm Kinder -
vahungern im Dreck…

Mir jammern vom Gwicht
und stelln uns auf d’ Waag,
wo anders da glangts net
zan Sattwern oi Tag…

Mir san total sauer
gibt ‘s an Urlaub grad Regn,
wo anders vadiarrt ois,
da waar ‘s Wasser a Segn…

Mir san mit nix z’friedn,
is d’ Wohnung a warm,
wo anders miassn ‘s flüchtn,
valiern eah Dahoam…

Wia ‘s mir eppa gang,
voll Hunger, koa Dach?
Da wird mir ganz anders
und ih denk a weng nach…

Is net mei Vadeanst,
so kimmt ‘s mar in Sinn,
dass ih leb, wo ih leb
und net anderswo bin…