“Iwalebt”

Von Martin Springer

Er is dagstandn und hat en Kopf beutlt. Er is dagstandn, da Herr Pfarrer, und hat zuaschau müassn, wia’s seine Ministranten hiatzt doh gschafft habn, dassn abhängan. Vor da heuln Pistn is er gstandn, af der d’ Ministrantnbuam in da Gestalt va de vier Heiligndreikini mitsamt Stern und Weihrauchfassl jaglad talab gschlipfitzt san. De Abkürzung war eahm hiatzt doh zsteil und zglatt.
Den ganzen Tag is er eah nach, is eah jede Abkürzung, des gnumma habm, nachgstiefölt. Durch de agstn Schneequahna is er durchi. Sei Mantel und da Talar warn im untern Bereich scho so voller Schnee- und Eisklewan, dass er jedsmal, wanns in a warma Stubm gstandn san, zan Tropfn und zan Dampfn angfangt hat. So himmlisch was der schneereiche Winter vor allm für d´Kinder gwen is, so höllisch is heut ban Sternsinga der tiafe Schnee fürn Herrn Pfarrer gwen. Dass er in seiner Jugend schon net za de Sportlichstn zöhlt hat, is eahm oanding gwen, er hat eh nia irgendwölchane Rekorde afstelln wolln. Obwohl sih hiatzt in seine bestn Jahr nuh zusätzlich a paar mit Genuss afegfuatterte Kilo um sei Mittn glegt habm, is er doh rüsti gmua gwen, dass er sih va seine Sternsingerbuam net abhänga lassn hat. Se habm eahm mit de Abschneider zwischn de Dörfer heut scho manchmal ins Pfausn bracht, owa er is eah af Schriatt und Triatt nahkemma und hat afpasst, dass’s ja koan Bledsinn macha kinnan.
Owa der Abhang, dens eahm da vorausgrutscht san, is eahm dennat zvül gwen. So is er dagstandn da Herr Pfarrer und hat sih net af de superglatte Sackörutschbahn traut.
Des hat zuafälli da Töpfer gsehgn, ba dens grad gsunga habm. Er is außi und hat zan Geistliherrn gsagt: „Des brauchans hiatzt, Herr Pfarrer!“ Gleichzeiti hat er eahm sei neiche Erfindung hinghaltn im Glaubm, dass da Geistliche sei Sportgerät dankend ablehnt. Da Töpfer is nämlich ah a Erfinder gwen, a Daniel Düsntrieb sozusagn. In dera Eignschaft hat er sih aus alte Schi an pfeilschnelln Bob konstruiert und den hat er da ehrwürdign Geistlichkeit hiatzt unter d’ Nasn ghaltn mit de Worte „Des brauchans hiatzt.“ Da Pfarrer hat neta den gmüatlih ausschaudn Plastiksitz gsehgn und hat gsagt: „Ja, des nimm ih.“  Hats gsagt, hat sih einigsitzt und is owi iwa d’ Leitn.
Da vablüffte Töpfer hat net amoil mehr Zeit ghat, dass er en Diener Gottes davon abgratn hätt oda wenigstns sei Geschoss erklärt hätt, wia ma lenkn oda gar bremsn kann. Wia er gschaut hat, is da guate Hirt scho dahin gwen! Und wia!!!
Wia a gölta Blitz is er en Hang owizischt. Ba da erstn Schanzn hat er gleih an neuchn Weitnrekord afgstöllt. Dabei hat er ubandi gwürgt und gschluckt, damit er den warma Tee und de köstlichn Keksln, de was er kurz davor genossn hat, net valiert. Wia er glandt is, hat eahm d’ Erdanziehungskraft olls, was eahm obm scho fast aus wa, wieder nach untn druckt. Viakemma is´s eahm net wia wann er fahrn tat, sondern wia wann er en Teiföl reitn tat. Nuh bevor er sih a Stoßgebet iwalegn kinna hat, is er scho wieder durch d’ Luft gflogn. Seine Backan san eahm im Gesicht derart nach obm grutscht, dass ma d’ Augn fast nimma gsehgn hat, ‘s Koiladl hats eahm gegn d’ Nasn druckt und rumps. Da zweite Sprung is iwastandn gwen. Es hatn ollerdings zsammgstaucht und sämtliche Körper- und Gsichtspartien habm ruckartig d’ Gegnbewegung gmacht. Mund und Augn so weit afgrissn, wia wann eahm grad da Leibhaftige gegnd wa, is er scho iwa de nächste Gsteckn dunnert. Weil er sih va lauter Angst ganz flach in sei Höllngefährt duckt hat, hat er nuh mehr beschleunigt und da Fahrtwind hat eahm en Mantel und en Talar in d’ Höh gwachölt. Hiatzt is sei Gesicht total zuadeckt gwen. Dafür san hiatzt seine Speisslhaxl zan Vorschein kemma. Afgwirwöta Schnee hat sih unter sein Hintern gsammölt und hatn nuh fester mitn Rennschlittn zampickt.
Da erst habm de Dreikini gmerkt, wölchas Utier af se zuabraust. Entsetzt sans ausananda gfahrn wia afgschreckte Henna und d’ Farb is eah a so abgrennt, dass ma sogar en Schwarzen weiß werdn sehgn kinna hätt. Zwoa san af links und de andern zwoa san af rechts davon en rettendn Pistnrand zua. En goldan Holzstern habms af da Flucht valorn, de Geldschatulln und ‘s Weihrauchfassl habs grad nuh darett.
Da Töpfer hat des Spekdagö va obm betracht, d’ Händ iwan Kopf zamgschagn und hat net recht gwisst, ob er lacha oda rean sollt. Er hat sih letztendilh fürs Betn entschiedn. Betn wollt eigentlih ah da Diener Gottes, betn um sei Lebm, owa des hat er in dem Moment eher dadurch rettn kinna, dass er sih guat festghaltn hat. Mit an Höllntempo is er an seine Ministrantn vorbeidunnert. Lenkn war unmöglich, bremsn sowieso zwecklos. Todesangst und Grausen habn sein sunst so zfriedna Gesichtsaudruck ersetzt. Er hat sih netamoil mehr schnaufn traut und scho is er wieder in an hochn Bogn durch d’ Luft gsegölt. Wahrscheinlich hat er schon mitn Zeitlichn abgeschlossn ghat, wia er den rettendn Gegnhang afigfahrn is und sih dadurch sei Tempo varingert hat. – Des war neicher Rekord! Absoluter Streckenrekord!
Langsam is de Höllnmaschin zan Stüllstand kemma. Zerst is da Pfarrer nuh a weng liegnbliebm. Net weils eahm a so gfalln hat, na, er war einfach zferti zan Afstehn. Dann hat er owa doh sein maltätiertn Körper in d’ Höh bracht, owa draht hatsn. Am End hat er gar an Geschwindigkeitsrausch ghat. Ollweil nuh schwindli hat er seine Boana zamgsuacht und hat sein Gwand wieder halbwegs zrecht gricht.
Hiatzt is er sogar vor seine Buam in Tal gwen, de was einigermaßn besorgt da geistlichn Aufsichtsperson schnell z’ Hülf kemma san. Ban erstn Lokalaugnschein habns Gott sein Dank festgstöllt, dass olls nuh ganz gwen is. Mit an Blick in etwa so, wia de römischn Märtyrer in Kolosseum af d’ Löwm gschaut habn müassn, hat da Pfarrer das teuflische Klumpert danigstessn und is gemeinsam mit de Buam Richtung Siedlung afbrocha. D’ Ministrantn san ab hiatzt ganz handzam nebm eahnan Begleita dahintrott wia seinerzeit d’ Emmausjünger.  Da erfinderische Töpfer owa hat en Herrgott dankt, dass sei Herr Pfarrer de Hochgeschwindigkeitsabfahrt iwalebt hat.