“Mutter Courage”

Von Hedwig Enghuber (Lohnsburg)

Im Büro von da Pensionsversicherung für Arbeiter sitzt a Frau, de moant gar, d’Sandler san a Leit! Es gibt Zeitn, da wachst ihr de Arbeit frei übern Kopf, und trotzdem iss oiwei wieder amoi drinn, dass’s a so an Sandler zuahört, und so iss zo der Einstellung kemma: d’Sandler san a Leit, und siahgt überhaupt net ei’, dass’s oft wia da letzte Dreg, wia da Abschaum vo da Menschheit behandlt werdn.

Freili iss net oiwei grad oafach mit eahna! Dann sagts eahs pfeilgrad, wias a si’s denkt. „Liaba wars ma, wanns eahna zerscht waschadn, bevor S kemman, Herr Stingl!“ – Hi und da hat de Frau nämli scho ‘s Fenster aufmacha müassn nachm Bsuach vom Herrn Stingl. – Und wann an Herrn Brauskopf ‘s Haferl übergeht und er moant, er derf schrei mit da Frau im Büro, dann kann’s scho sei, dass’s zo eahm sagt: „Wartn S vor der Tür, bis’s a si beruhigt ham, dann redn ma weida.“ – Und des tuat er dann a, weil im Grunde wissn de Manna, dass si’s guat mit eah moant.

Wia gsagt, wanns öfta amoi wia da letzte Dreg behandlt werdn, dann wird sie zur „Mutter Courage“.

Neuli hat oana auf da Bank, wohi er monatlich sei Arbeitslosngeld überwiesn kriagt hat, aus irgend an Grund an Gizi kriagt, er hat si dort abgmeldt und die Bank gwechslt, leider zum falschn Zeitpunkt! Es war nämli um den „Erstn“ umanand und ‘s Geld dorthi war scho unterwegs. Des hat nimma rückgängig gmacht werdn kinna, und weil er dort nimma Kunde war, hat er sei Geld net rechtzeitig kriagt.

70 Cent hat er nu in sein Geldtaschl ghabt und mit da Miete war er oa Monat im

Rückstand. Ganz verzweiföt is er zur „Mutter Courage“ ins Büro kemma und hat ihr sei missliche Lage gschüdert. Er fürcht, hat er gsagt, dass er sei kloane Wohnung a nu verliert, und dann bleibt eahm nur mehr d’Straßn!

„Mutter Courage“ ruaft auf da Bank an und ersuacht, dass‘s an Herrn Börsl do sei Geld aushändign mechtn. „Kommt nicht in Frage, erst wenn die notwendigen Formalitäten erledigt sind, bekommt er sein Geld! Und das kann dauern!“

Mutter Courage ruaft an Bankdirektor an, schüdert an Herrn Börsl sei Lage, und der gibt grünes Licht. „Herr Börsl“, sagt d’Mutter Courage, „morgn kriagn S eahna Geld, aber erscht morgn !“ Des sagt S eahm drei Mal: „Morgn, heit nu net!“
Do da Herr Börsl geht schnurstracks zur Bank und draht dort auf wiar a Stadtschuasta. Natürli kriagt er sei Geld net! Sein’m Ärger aber lasst er bei da Frau im Büro freien Lauf. „Herr Börsl“, sagts, „kapiern Sie net, dass morgn erscht morgn is – und net heit!“ Und wieder ruaft’s auf da Bank an. Do de Bankangestellte erklärt ihr, dass’s mit dem Flegl und Dregfink nix mehr ztuan ham wüll und dass vorläufig koa Möglichkeit besteht, dass er zo sein Geld kimmt.
Auf des Gespräch hin meld’t si d’Mutter Courage persönlich in da Bank an, wirft si in d’Schaln und geht mitn Herrn Börsl auf d’Bank, sagt aber vorher zo eahm: „Herr Börsl, Sie sagn koa frechs Wort, sunst san mia zwoa a gschiedene Leit!“  Und de zwoa, de elegante Bürofrau und da Sandler, maschiern mitanand auf d’Bank!
De Bankleut hats d’Augn aufgrissn und sie ham an Mund nimma zua bracht, und de Bankangestellte hat gmoant, sie hört net recht, wia de hübsche und elegante Frau nebn dem Sandler sagt: „Herr Börsl und ich möchten das Geld abholen, das ihm zusteht!“ Und wia de Bankfrau hinterm Schalter neuerdings protestiern wüll, setzt da Herr Börsl wieder zo an Fluach an. „Herr Börsl“, zischt eahm d’Mutter Courage zua, „was han ma ausgmacht!“ Und zur Bankangestellten sagt`s ziemlich arrogant:  „Für jeden von uns Dreien ist es besser, Sie machen keine Schwierigkeiten!“ Und da Herr Börsl kriagt sei Geld und steht z’Weihnachtn net auf da Straß.

A paar Wocha drauf kimmt Herr Börsl wieder ins Böro. „Heit“, sagt er, „heit hab i a  guade Nachricht — i heirat! Und Sie mecht i zo meiner Hochzeit einladn.“ D’Bürofrau hat eahm ‘s Kemma zuagsagt.
Leider is aus der Hochzeit nia was woarn. Fürn Herrn Börsl is – wia scho so oft in sein’m Lebn – wieder amoi a Tram zrunna.